Meine Schule

Wenn man über die Markneukirchener Bogenmacherschule spricht, kommt man an einem Namen nicht vorbei: H. R. Pfretzschner. In seiner legendären Werkstatt lernten Meister, die das sächsische Bogenmacherhandwerk zu Beginn des 20. Jahrhunderts besonders prägten. So auch E. M. Penzel – der Lehrmeister meines Großvaters Kurt Dölling. Mein Großvater begründete die Bogenmachertradition in unserer Familie. Er gab meinem Vater C. Hans-Karl Schmidt vor allem zwei Dinge mit auf den Weg: Fleiß und die Liebe zur Arbeit.

Zugegeben – mein Vater war ein strenger Lehrmeister. Doch er hatte immer nur ein Ziel: Er wollte meinem Bruder C. Daniel Schmidt und mir seine Vorstellungen von einem guten Bogen vermitteln. Seine Auffassungen von Qualität und der Sinn für feine Stilistik sind noch heute der Maßstab für meine Arbeit.

Als besonders fruchtbar sah mein Vater den persönlichen Kontakt zu den Musikern an. Um näher bei seinen Kunden zu sein, verlegte er 1974 seine Werkstatt aus dem Vogtland nach Dresden. Damit hatte ich von Beginn an die Möglichkeit, vom Urteil erstklassiger europäischer Musiker zu lernen. Viel abgeschaut habe ich mir vor allem bei gestandenen sächsischen Meistern. Unseren Wurzeln im Vogtland eng verbunden, gaben mir Werkstattbesuche bei Meistern wie Herbert Leicht Anregungen hinsichtlich Fertigung und Stilistik. Und sie förderten den Entschluss, mein Handwerk ganz in der Tradition sächsischer Meister des 19. Jahrhunderts auszuüben.

Mein Grossvater Rudolf Schmidt

1910Mein Großvater wurde in Markneukirchen geboren.
 Ausbildung zum Geigenmacher an der Geigenbauschule Markneukirchen
1945Kriegstod.

Mein Stiefgroßvater Kurt Dölling

1909Mein Großvater wurde am 6. November 1909 in Landwüst geboren.
1924Er erlernte bei Hermann Todt in Erlbach den Beruf des Bogenmachers.
1927Geselle bei C. A. Hoyer in Erlbach, später bei E. M. Penzel, der seinen beruflichen Weg maßgeblich prägte.
1939Meisterprüfung in Erlbach.
1949Nach Kriegsteilnahme und Gefangenschaft eröffnete mein Großvater seine eigene Werkstatt in Erlbach.
1964Sein Stiefsohn und Schüler C. Hans-Karl Schmidt ist bis 1974 Teilhaber seiner Werkstatt,
1990Bis zu seinem Tod am 27. September 1990 verging wohl kaum ein Tag, an dem er nicht an seiner Werkbank saß.

 

Mein Vater
C. Hans-Karl Schmidt

1940Mein Vater wurde am 29. August in Erlbach geboren.
1955Lehre bei seinem Stiefvater Kurt Dölling in Erlbach.
1959Wanderjahre mit Stationen bei Emil Kühnl, Bubenreuth, Siegfried Finkel, Brienz und bei Pierre Vidoudez, Genf
1963Meisterprüfung in Markneukirchen. Danach ist mein Vater Teilhaber der Werkstatt Kurt Dölling.
1974Umzug nach Dresden. Dort eröffnet mein Vater seine eigene Werkstatt, in der er bis heute tätig ist.
2000In Zusammenarbeit mit Klaus Grünke und Wolfgang Zunterer gibt mein Vater das Standardwerk zur deutschen Bogenbau-Schule heraus:
Deutsche Bogenmacher, Band 1, 1783–1945;
Deutsche Bogenmacher, Band 2, seit 1945
(Verlag der Autoren)


Werkstattfoto Sommer 1989 mit Vater und Bruder, Thielaustraße 5